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Angeregt durch einen Bericht in der c't wollte ich schauen, ob ich nicht mein altes Thinkpad R51 mit einem Linux zur Reiseschreibmaschine o.ä. machen könnte.
Das heruntergeladene ISO-CD-Abbild der Linux-Mint Installation habe ich dann mittels "BalenaEtcher" auf einen USB-Stick kopiert.

Dabei ist mir die Werbung für "BalenaSound" aufgefallen. "Turn your old speakers or Hi-Fi into Bluetooth, Airplay and Spotify receivers with a Raspberry Pi and this step-by-step guide" hat mich dann erst mal aufhorchen lassen, da ich ja schon länger dabei bin (und auch hier schon darüber berichtet habe) mit möglichst günstigen Mitteln die ganze Wohnung mit der selben Musik zu versorgen.

Bislang war mein Interesse an Raspberries eher gering gewesen. Ich habe einfach noch kein Totschlag-Feature gefunden, dass mich dazu gebracht hätte, so ein Teil mal anzuschaffen.
Nun war es aber so weit.
Also habe ich geschaut, was es da so an Angeboten gibt.
Um nichts falsch zu machen, habe ich "das beste" gekauft, was es gab: Einen Raspberry 4B mit 4GB RAM. Eventuell für das "BalenaSound"-Projekt "zu groß" und "zu viel" - aber wer weiß schon, was ich in Zukunft noch alles mit dem Teil machen werde, sollte sich "BalenaSound" als Reinfall erweisen.

"Dank" Corona dauerte es gute 14 Tage, bis mich das Raspi-Starterset erreichte.
Neben Raspi, Gehäuse, Netzteil, HDMI-Kabel und 16GB Mini-SD-Karte hatte ich noch eine HiFiBerry DAC+ Soundkarte erworben, da die Onboard-Soundkarte mit Kopfhörerausgang nicht so prickelnd sein soll.
Leider hatte ich aber nicht bedacht, dass die Karte nicht mit ins Gehäuse passt - je nach Ergebnis des Versuchs werde ich also entweder ohne die DAC+ auskommen oder noch ein passendes Gehäuse kaufen.

Pi-Starterpaket

Nach gut zwei Wochen war es da: Das Pi-Starter-Paket.

Das BalenaSound Projekt basiert auf der BalenaCloud. Dabei handelt es sich um ein System, mit dem Projekte auf (mehreren) Raspberry Pis (und anderen Linux-Geräten) zentral verwaltet werden können. Bis zu 10 Geräte lassen sich kostenlos verwalten, danach werden Gebühren fällig. Im Moment nutze ich - mit einem Pi - die kostenlose Variante.

In der BalenaCloud erstellt man eine "Anwendung" für den verwendeten Pi.
Es wird empfohlen, den Pi 1/Zero als Gerät auszuwählen, da die Anwendung dann auf allen Typen, die nach diesem auf den Markt kamen, läuft.
Das habe ich natürlich zu spät gelesen (wer liest schon jeden Absatz in der Anleitung), so dass ich eine Anwendung für meinen Raspi 4 erstellt habe.
Die Anwendung kann man nun herunterladen und per BalenaEtcher auf die SD-Karte kopieren.
Von dieser Karte kann man den Pi dann booten und er erscheint im Dashboard in der Cloud, sobald er per LAN mit dem Internet verbunden ist.

Das Dashboard in der BalenaCloud

Das Dashboard

Anschließend muss man die Balena CLI Tools installieren, die es ermöglichen per Konsole mit der BalenaCloud zu kommunizieren.
Anschließend lädt man BalenaSound vom Github-Server auf die eigene Platte und kopiert es mittels des CLI in die Anwendung in der Cloud. Von dort wird sie dann auf den Pi kopiert und alle notwendigen Dateien werden auf den neuesten Stand gebracht.
Das Log-Fenster in der Geräte-Ansicht informiert einen dabei über den Stand der Dinge.

Ist die Installation abgeschlossen, sieht man im Dashboard auch den Status der einzelnen installierten Anwendungen.
So habe ich Airplay und Bluetooth-Audio aktiviert, da ich im Moment aber nur ein Gerät habe, sind die Features für den Multiroom-Betrieb deaktiviert.
Auch der Spotify-Client ist deaktiviert, da ich diesen auf dem Pi nicht braucht - oder noch nicht herausgefunden habe, WIE ich ihn sinnvoll nutzen könnte Wink

Die Gerätekonfiguration im Dashboard

Die Gerätekonfiguration im Dashboard

Bevor die Audio-Ausgabe aber so funktioniert, wie man es sich vorstellt, sind u.U. noch ein paar Änderungen an der Konfiguration notwendig.
Diese können über das Dashboard vorgenommen werden.
So musste ich für die Verwendung der HiFiBerry DAC+ die interne Soundkarte deaktivieren. unter "Device Configuration" muss dafür der Parameter "audio" auf "off" gestellt werden, gleichzeitig wird die DAC+ eingebunden.

Unter "Device Variables" kann man dann noch den Namen des Bluetooth-Gerätes ändern - standardmäßig wird hier eine zufällige vierstellige Zahl angehängt.
Auch die Lautstärke kann dort festgelegt werden.

Mit diesen Einstellungen ist der Pi mit BalenaSound nun sowohl als Ausgabegerät für Apples Airplay als auch als generelles Bluetooth-Audio-Gerät sichtbar.

Geräteauswahl in AppleMusik und in den Bluetooth-Einstellungen auf dem iPhone

Die Audio-Geräteauswahl in Apple Music und in den Bluetooth-Einstellungen auf dem iPhone

Nun ging es ans Testen.
Dazu blieb der Pi am Netzwerk - und damit auch mit der Cloud verbunden. Grund dafür ist, dass etwaige Änderungen nur über das Dashboard möglich sind.
So habe ich zwischen den Ausgabeports (DAC+ und intern) hin und her geschaltet, um zu sehen (oder besser zu hören), ob ich einen Unterschied bemerke...
Bei Wiedergabe über meinen - schon etwas älteren - Technics-Reciever mit dem HECO Soundsystem (Subwoofer + 2 Mittel-/Hochton-Boxen) habe ich keinen Unterschied gehört. Egal, ob Prog-Rock oder z.B. Keith Jarrett. Für die "Alltagsberieselung" sollte also die eingebaute Soundkarte des Raspi 4 ausreichen - was die Erweiterung des Systems um 30 Euro pro Raum günstiger macht, da ich dort auf die HiFiBerry DAC+ verzichten kann.

Nach der Einrichtung war ich dann aber skeptisch, ob BalenaSound als Multi-Room-System für mich taugt. Sprach doch der Raspi nur per LAN und Bluetooth mit den Zuspielern.
Eine Anfrage beim Entwicklungsteam brachte dann die Lösung für die noch fehlende WIFI-Unterstützung.
Diese muss dem Raspi beim Booten "beigebracht" werden. Ein einfaches Textfile mit den entsprechenden Zugangsdaten reicht dafür aus...

Der Test am Ostersonntags-Kaffee-Tisch zeigte, dass es auch per WLAN funktioniert.
Per AirPort vom iPad über den Raspi auf die externen Aktivboxen:

Der Testaufbau

D.h. es steht die Bestellung eines weiteren Raspi an, um weiter spielen zu können...