Anlässlich vieler neuer Informationen zu Intel- und AMD-CPUs wird es mal Zeit, die beiden auf aktuellem Stand zu vergleichen.
Vorbemerkungen
Es geht hier nur um Desktop-CPUs - die Prozessoren für mobile Devices bleiben heute außen vor, obwohl zum Beispiel Intel seit einer Weile eine neue Prozessorgeneration zuerst über eine mobile CPU einläutet. Beide Firmen stellen momentan ihre Prozessoren für je zwei verschiedene Sockel und damit Mainboardtypen vor: Bei Intel ist dies der Sockel 1151 (genauer die V2 dieses Typs) und die Variante 2066 (die Nummern beziehen sich übrigens auf die Anzahl der Anschlüsse); bei AMD der Sockel AM4 resp. TR4.
Zu den Intel-Prozessoren
In 2015 habe ich das letzte Mal in diesem Artikel etwas zu Intel-CPUs geschrieben. Damals war noch das Tick-Tock-Modell aktuell, was unter anderem bedeutete, dass Intel seinen Fertigungsprozess alle zwei Jahre auf verkleinerten Strukturen fortsetzte. Damals war "Skylake" die aktuelle Technologie, zu der Prozessoren der Serie 6xxx gehörten, also zum Beispiel ein i5-6600. Der Fertigungsprozess basierte auf der 14nm-Technologie Es zeichnete sich schon ab, dass wohl nicht - obwohl so eigentlich "an der Reihe" - ein Schritt zum 10nm-Fertigungsprozess vollzogen werden sollte.
Und so kam es tatsächlich - im Desktop-Bereich sind wir auch heute mit den 9xxx-Prozessoren immer noch bei 14nm - allerdings werden die letzten Fertigungsprozesse mit 14nm+ und 14nm++ bezeichnet. Ob mit der bald zu erwartenden 10xxx-Serie der Umstieg auf 10nm nun erfolgen wird, ist noch offen. Seit einiger Zeit bietet Intel bei einer neuen Serie zuerst die mobilen CPUs, die heute hier keine Rolle spielen, an und erst danach die Desktop-Versionen.
Wie schon vorher (siehe oben) gehören zu Intels CPU-Angebot die Reihen i3, i5 und i7 - als neueste Variante kommen nun i9-CPUs hinzu. Ziemlich lange galten (zumindest im Desktop-Bereich) folgende "Regeln": i3-CPUs hatten zwei Kerne mit Hyperthreading, also zwei echte und zwei virtuelle CPUs. i5-Prozessoren hatten vier echte Kerne, und die i7-Typen vier echte und vier virtuelle.
Aktuell (8xxx-Serie, Anfang/Mitte Juni 2019) sieht es anders aus: Die i3-CPUs haben vier echte Kerne, die i5-Modelle sechs echte und die i7er sechs Kerne mit Hyperthreading, also sechs echte und sechs virtuelle CPUs. Die Basis-Taktraten liegen im Bereich von 2,8 bis 3,2 GHz, "K"-Modelle haben 3,6 oder 3,7 GHz und sind übertaktbar. In der 9xxx-Serie soll es dann auch i7er mit acht echten Kernen ohne Hyperthreading geben. Auch die i9-CPUs starten erst mit der 9xxx-Serie richtig durch (vorher gab es nur ein einziges Modell) - hier haben wir dann acht echte und acht virtuelle Kerne, also 16 Threads.
Alle beschriebenen Prozessoren sind für den Sockel 1151 (v2) vorgesehen.
Die AMD-Prozessoren
Vergleichbar zum Intel-Sockel 1151 ist bei AMD der AM4. Auch für diesen Sockel gibt es mehrere Prozessor-Reihen. Alle heißen "Ryzen" - wir müssen hier die Reihen Ryzen 3, 5 und 7 unterscheiden (die Nummerierung ist wohl nicht zufällig so gewählt!). Die Ryzen-3-CPUs haben vier Kerne, und werden mit Werten leicht über 3 GHz getaktet. Ryzen-5-Prozessoren haben vier oder sechs Kerne, dazu jeweils die gleiche Anzahl an virtuellen Prozessoren und kommen damit auf acht bzw. zwölf Threads. Beim Ryzen-7 haben wir jeweils acht echte und acht virtuelle Kerne, also 16 Threads. Die Taktraten liegen zwischen 3,2 und 3,7 GHz.
HT und SMT
Bei Intel gibt es Hyperthreading (HT), bei AMD Simultaneous-Multi-Threading - beide Technologien erlauben die sogenannten virtuellen Kerne. Nach den aktuellen Benchmark-Angaben liegt AMD mit seinem SMT in der Performance ein Stückchen vor Intel.
Vergleiche
In der folgenden Tabelle habe ich mal ein paar vergleichbare CPUs der beiden Firmen mit den aktuellen Straßenpreisen gegenübergestellt.
Intel | Kerne | GHz | Preis | AMD | Kerne | GHz | Preis |
---|---|---|---|---|---|---|---|
i3-8100 | 4 | 3,6 | 138.- € | Ryzen 3 1200 W | 4 | 3,5 | 85.- € |
i5-8400 | 6 | 2,8 | 218.- € | Ryzen 5 1600 W | 6+6 | 3,2 | 143.- € |
i5-8500 | 6 | 3,0 | 238.- € | Ryzen 5 2600 X | 6+6 | 3,6 | 185.- € |
i7-8700 | 6+6 | 3,2 | 424.- € | Ryzen 7 2700 X | 8+8 | 3,7 | 291.- € |
i9-9900 | 8+8 | 3,1 | 504.- € |
Man sieht also eindeutig, dass momentan AMD mehr Leistung / Euro bietet als Intel. Verschwiegen werden soll allerdings nicht, dass die Ryzen-CPUs auch schnell mal ein paar Watt mehr TDP haben als die Intel-CPUs - und dass die Intel-Prozessoren eine eingebaute Grafikeinheit haben, die AMD-Modelle nicht. In Sonderversionen gibt es auch ein paar Intel-CPUs ohne Grafikeinheit (erkennbar am "F" hinter der Nummer) ebenso wie ein paar AMD-Modelle mit Grafikeinheit (erkennbar am "G" hinter der Nummer).
Chipsätze
Um die Prozessoren verwenden zu können, benötigt man ein Mainboard nicht nur mit dem passenden Sockel, sondern auch mit einem passenden Chipsatz. Chipsätze von Intel in diesem Zusammenhang sind zum Beispiel der H100 für die 6. Generation (6xxx) der Prozessoren, der B250 für die 6. oder 7. Generation sowie die Modelle B360, H370 oder Z390 für die 8. und 9. Generation der CPUs. Alle Boards mit diesen Chipsätzen laufen dann mit DDR4-RAM.
Für die Ryzen-CPUs gibt es die passenden Chipsatz-Modelle A320, B350 und X370 sowie X470.
Solche Mainboards haben üblicherweise sechs, in extremen Versionen auch mal acht S-ATA-III-Anschlüsse und Platz für zwei oder vier RAM-Riegel. Mindestens ein M.2-Anschluss (für eine schneller als S-ATA-III angebundene SSD auf Platine) gehört heutzutage auch dazu. Mit USB-3-Schnittstellen sind sie gut bestückt, auch PCI-Express-Steckplätze sind in größerer Zahl vorhanden.
Dicke Dinger
Wem die gebotene Leitung respektive Ausstattung der CPUs und Mainboards nicht ausreicht, für den bieten beide Firmen noch eine höhere Leistungsklasse.
Bei Intel gibt es dafür den Sockel 2066, bei AMD den mit der Bezeichnung TR4.
An Prozessoren dazu bietet Intel meist i9-, aber auch ein i7-Modell an. Beispiele:
- den i7-9800X mit 8+8 Kernen, 3,8 GHZ für ca. 650,- €;
- den i9-7920X mit 12+12 Kernen, 2,9 GHZ für ca. 1080,- €,
- den i9-9980XE (momentanes Topmodell) mit 18+18 Kernen, 3 GHz für ca. 2150,- €.
Bei AMD heißt die zum Sockel TR4 gehörende Prozessor-Reihe "Threadripper", zum Beispiel gibt es da:
- den Ryzen Threadripper 1900X WOF mit 8+8 Kernen, 3,8 GHz für ca. 310,- €,
- den Ryzen Threadripper 1950X WOF mit 16+16 Kernen, 3,4 GHz für ca. 640,- €,
- den Ryzen Threadripper 2990 WX WOF (Topmodell) mit 32+32 Kernen, 3 GHz für ca. 1750,- €.
Die Chipsätze dazu heißen bei Intel X299 und bei AMD X399. Mainboards mit diesen Chipsätzen haben dann zum Beispiel Quad-Channel-RAM-Steckplätze, mindestens vier PCI-Express 3.0x16-Steckplätze (zum Beispiel für mehrere Grafikkarten), acht bis zehn SATA-III- und drei Ultra M.2-Anschlüsse, 14 USB3-Anschlüsse in verschiedenen Ausprägungen, WiFi, Dual-Gigabit-LAN.
Wer noch mehr möchte, begibt sich (CPU-mäßig) in die Server-Klasse (oder kauft sich einen neuen Mac-Pro ("Käsereibe")). Die entsprechenden CPUs bei Intel sind die Xeons, bei AMD heißt die Reihe Epyx.
Hiermit können dann auch Multiprozessor-System ausgestattet werden - aber das ist eine andere Geschichte.