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Vorbemerkungen

Fotografie ist auch eine Angelegenheit schneller Entscheidungen. Bei der digitalen Fotografie - vielleicht sogar mit einer Spiegelreflexkamera - ist das erst recht so. Nicht nur der Bildausschnitt, die Kombination aus Belichtungszeit und Blende sowie der korrekte Aufnahmezeitpunkt wollen gewählt werden, sondern auch noch das Objektiv, die richtige Brennweite (Bildwinkel) bei Zoom-Objektiven, ein passender ISO-Wert und je nach Kamera weitere Parameter - wie ein entsprechendes Aufnahmeprogramm, den Weißabgleich und vielleicht ein "Picture-Style" usw. Hier hilft sicher viel Erfahrung, oder der Mut zur Lücke - oder in vielen Fällen auch die RAW-Fotografie.
Bei Canon erhält man mit jeder Kamera eine CD (Oder DVD) mit Software - und darunter befindet sich auch DPP (Digital Photo Professional), ein RAW-Konverter (wie viele sagen oder schreiben). DPP kann aber nicht nur Belichtungsparameter im obigen Sinne nachträglich verändern, sondern beinhaltet auch eine Fähigkeit, um die man an dieser Stelle häufig beneidet wird: es kennt die Daten sehr vieler Canon-Objektive und kann in Aufnahmen von diesen - auf Knopfdruck - einen Satz Standardfehler entfernen: die chromatische Aberration (Farbsäume), Vignettierung (Abschattung am Bildrand) sowie Verzeichnungen (meist bei Zoom-Objektive, und hier kissen- oder tonnenförmig). Diese physikalisch bedingten Bildfehler treten bei Zoom-Objektiven häufiger auf als bei Festbrennweiten und sind von einigen Aufnahmeparametern (wie Brennweite, Blende) abhängig. DPP verbessert die Bilder auf RAW-Ebene, was so gut wie keinen Qualitätsverlust bedeutet - danach erzeugt man daraus ein JPG-Bild.

Der Einsatz von Fremdobjektiven

Alle diese Dinge können auch von anderer Software - wie zum Beispiel Photoshop - erledigt werden. Meist hat man einen Satz Regler zur Verfügung, die solange verstellt werden können, bis der gewünschte Effekt erreicht ist. Der "Gag" bei DPP ist aber, dass dieses eben die Kamera- und Objektivdaten kennt und die Veränderungen auf der Basis der aus den EXIF-Daten gewonnenen Informationen automatisch optimal vornimmt. Niemand kennt besser als Canon selbst die Bildveränderungen durch ihre eigenen Objektive.
Also nur Canon-Objektive verwenden? Sicher der beste Tipp - wenn man z.B. genügend Geld zur Verfügung hat. Manchmal soll oder muss es aber eben ein Fremdobjektiv sein - entweder weil es bestimmte Charakteristika besitzt - oder weil es eben günstiger als ein vergleichbares Canon-Objektiv ist. Schön wäre es, die Automatik-Korrekturfunktionen auch dann zur Verfügung zu haben.
Diesen Wunsch erfüllt - zumindest zu einem gewissen Teil - PTLens! Diese Software läuft ab Windows 2000 in einer 32- oder 64-Bit-Version (64 Bit ab Vista), ebenso auf einem Mac ab OS/X 10.5.2. Auf der Webseite des Herstellers (s.u.) findet man unter "Profiles" die Daten von Hunderten von Objektiven - wenn das eigene dabei ist, erkennt die Software auch hier die Daten anhand der EXIF-Informationen und wählt automatisch das korrekte, zugehörige Profil. PTLens gibt es (in der Windows-Welt) als Standalone-Applikation (kann JPEG- und 8 oder 16-bit TIFF-Dateien lesen), als externen Editor für Lightroom (JPEG, 8 oder 16-bit TIFF) und als Plug-in für Photoshop (8 oder 16-bit RGB image). Auf dem Mac wird noch iPhoto und Aperture unterstützt. Das Programm ist auf viele Sprachen einstellbar. Eine Demo-Version ist erhältlich, sie kann bis zu 10 Bilder bearbeiten, dann stellt sie ihren Dienst ein. Die Vollversion kostet zwar Geld, aber die 25 US$ sind zur Zeit nicht sehr schmerzlich. Man erhält dafür eine "All-Time"-Lizenz, die auch für alle folgenden Updates gelten soll und einem alle oben aufgezählten Versionen gleichzeitig freischaltet. Ein äußerst faires Angebot!
Was leistet das Programm? Es behebt die Verzeichnungen automatisch (und zwar auch komplexere Arten) und erlaubt die manuelle Korrektur der CAs (Farbsäume aufgrund chromatischer Aberration) und der Vignettierung. Weiterhin erlaubt es die Korrekturen von Fischaugen- und perspektivischen Verzerrungen sowie das Drehen eines Bildes.

Bedienung

Hier sehen Sie das Standardfenster von PTLens, in dem es - aufgrund der ausgelesenen EXIF-Daten - die "normale" Verzeichnung aus dem Bild schon herausgerechnet hat.

Die Korrektur der chromatischen Aberration (falls nötig), nimmt man am besten in den Bildecken (dort tritt sie am häufigsten auf) und in der Zoomstufe 100% vor.

Die Bildsequenz rechts (die sich übrigens, wie die meisten anderen Bilder auch, auf Anklicken in einem eigenen Fenster vergrößert darstellt) zeigt, wie die entsprechenden Regler wirken. Durch das Mauerwerk auf dieser Aufnahme ist der Effekt besonders gut zu beobachten - geeignet sind aber auch Äste oder ähnliche strichartige Strukturen. Die Vorschau reagiert sehr schnell, und mit ein paar Klicks ist die optimale Einstellung der Korrektur - wie unten zu sehen - getroffen.

Ähnlich geht man bei der Korrektur der Vignettierung vor - hier ist aber das Vorschaufenster (das man in diesem Fall natürlich in der Gesamtansicht benutzt) manchmal zu klein, sodass das Bild auf jeden Fall noch einmal im größeren Maßstab nachträglich betrachtet und bewertet werden sollte. Hilfreich ist hier auch, PTLens schlichtweg im Vollbildmodus zu betreiben, da dies auch das Vorschaufenster proportional vergrößert.

Fischaugen-Verzeichnung

Der letzte Blick sei auf diese Korrekturmöglichkeit geworfen: in Ermangelung eines eigenen Fischaugenobjektivs habe ich mich in diesem Wikipedia-Artikel bedient und diese Aufnahme ausgewählt:

Wie Sie sehen, haben Fischaugenobjektive einen Blickwinkel bis zu 180°. Die spezielle Korrektvariante muss in PTLens aktiviert werden (Reglergruppe links unten ist dann aktiv), dann sehen Sie etwa folgendes Bild, wobei die Korrekturregler schon in eine "gute" Position gebracht wurden.

Die gebogenen Ränder sind typisch für eine korrigierte Fischaugen-Aufnahme. Schneidet man sich hier einen passenden Ausschnitt aus, sieht da Bild aber ganz brauchbar aus.

Auf die perspektivische Korrektur gehe ich hier nicht näher ein, da hierüber schon an anderer Stelle berichtet wurde.

Links:

Link zur Herstellerseite

Artikel zur Beseitung von "stürzenden LInien" von Florian Delonge

Manuskript zum Workshop Fotonachbearbeitung von Peter Poloczek

Kommentare

PTLens funktioniert auch prima auf dem Mac, z.B. als externer Editor für iPhoto, setzt allerdings einen Intel-Mac mit mindestens Mac OS 10.5.2 (Leopard) voraus.