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Dass es für das JPG-Format Nachfolger geben soll, wird schon lange behauptet. Das PNG-Format wurde als Erstes so beworben - meines Erachtens hat es das aber nicht in den Nachfolger-Status geschafft. Auch JPG2000 hat es nie wirklich geschafft. Gibt es jetzt einen neuen Kandidaten?

Vorbemerkung

Das JPG-Format hat schon einige Jahre auf dem Buckel - 1992 wurde diese Norm verabschiedet. Seinen Siegeszug trat es über die Digitalkameras an, die praktisch alle Bilder im JPG-Format liefern. Ende der 80er-Jahre kamen die ersten  Modelle dieser Art auf den Markt (eine Videokamera gab es schon ein bisschen früher). "Alte" Frankfurter AUGE-Mitglieder erinnern sich vielleicht noch an die Vorstellung von Sonys Mavica auf einem unserer Treffen. Diese Kamera speicherte damals die Bilder auf einer 3,5"-Diskette.

Kritik an JPG gibt es aber auch schon lange. Was dem einen gefällt (der geringe Speicherbedarf eines Bildes), gibt dem anderen Anlass zur Kritik: es wird eine verlustbehaftete Kompression verwendet. (Verlustbehaftete Kompression bedeutet, dass beim Erstellen eines Bildes Originalinformationen verloren gehen, die später aus diesem Bild nicht mehr rekonstruierbar sind. Immerhin lässt sich die Kompression - und damit indirekt der Umfang des Verlusts - im Prinzip und in vielen Kameras tatsächlich  auch in der Praxis einstellen.) Ein weiterer Kritikpunkt ist die geringe Farbtiefe von 8 Bit pro Farbkanal - in den heutigen Zeiten des reichlich vorhandenen Speicherplatzes und HDR auf Heim-TVs ist das eine zu starke Einschränkung.
Auch hier haben - schon vor längerer Zeit - die Kamerahersteller reagiert. Praktisch alle bieten an, die Fotos zusätzlich (oder auch nur) im sogenannten RAW-Format zu speichern. RAW ist aber eigentlich kein Format, sondern die Kennzeichnung für die Ablage der "rohen" Sensordaten. So sind die RAW-Dateien der verschiedenen Hersteller nicht miteinander kompatibel und können oft auch nur von  speziellen Programmen gelesen werden. Wenn sie komprimiert sind, ist es bisher immer eine verlustfreie Kompression.

2004 hat Adobe versucht, dies zu vereinheitlichen, und sich das von ihnen entwickelte DNG-Format (DigitalNeGativ) patentieren lassen. Obwohl Adobe die Spezifikation offenlegte, brachte das allerdings nicht den gewünschten Erfolg - erst in letzter Zeit schreiben einige wenige Kameras ihre RAW-Dateien in diesem Format, lediglich bei den Smartphones kommt es hier immer häufiger zur Anwendung. Gleich zu Anfang sprangen allerdings einige Schwergewichte auf den DNG-Zug auf: Leica und Hasselblad waren dabei. Das DNG-Format, da sich auch im Laufe der Jahre immer weiterentwickelt hat, basiert eigentlich auf TIFF, erlaubt eine 32-Bit-Farbtiefe und sogar Transparenz. Eine verlustfreie Kompression der Daten ist möglich und wird auch im Allgemeinen benutzt.

HEIF

Viele Leute glauben, das HEIF-Format wäre von Apple entwickelt worden - das ist natürlich nicht wahr! Tatsache aber ist, dass Apple mit dem iOS11 und macOS HighSierra diese Formate auf ihren Geräten nutzbar gemacht hat. Windows kann dieses Format seit der Version 1803 anzeigen (GIMP zum Beispiel kann es seit 2.10.2 ein bisschen bearbeiten). HEIF steht für „High Efficiency Image File Format“. HEIF hat übrigens auch ein Pendant für Videos: HEVC (High Efficiency Video Coding). Bei Apple wurde die Einführung damit begründet, dass die iPhones nun Bilder in stäkerer Komprimierung als in JPG und mit höherer Farbtiefe (10 statt 8 Bit) speichern können. Mit dem passsenden (Apple-)Betriebssystem kann man dann die Bilder auch in diesem Format bearbeiten und speichern. Der Quasi-Vorgänger DNG musste praktisch immer konvertiert werden und wurde anschließend in JPG gespeichert.

Das HEIF-Format wurde nicht von Apple, sondern von der Moving Picture Experts Group (MPEG) entwickelt und im Juni 2015 in der endgültigen Fassung von der ISO standardisiert. Es handelt sich um ein sogenanntes Container-Format (ähnlich TIFF, AVI und anderen), welches verschiedene Codecs beinhalten kann. Dies ermöglicht, dass neben Bildern und Fotos damit auch Bildsequenzen (Videos, Animationen, VR-Dateien usw.), Audioaufnahmen und Text gespeichert werden können. Als Besonderheit kann HEIF unter anderem den Kompressionsalgorithmus H.265 (= HEVC, ) verwenden, der im Videobereich schon seit längerem Verwendung findet und der größeren Öffentlichkeit spätestens seit der Einführung von DVB-T2 bekannt sein dürfte. H.265 ist der Nachfolger von H.264 (= MPEG-4 AVC) und bietet unter anderem eine deutlich bessere Bildkompression. Laut einer MPEG-Verlautbarung soll das neue Verfahren - bei gleicher Bildqualität - eine 40-prozentige Platzersparnis gegenüber JPEG bieten.

Die Dateien im HEIF-Format können unterschiedliche Endungen besitzen - wobei die Endung extrem wichtig ist, da sie bereits auf die verwendete Kodierung hinweist. HEIF-Dateien (.heif) enthalten im Allgemeinen Fotos verschiedener Kodierung. HEIC-Dateien (.heic) weisen auf einen HEVC-kodierten Inhalt hin. Handelt es sich um eine Bildsequenz, kommt jeweils ein „s“ dazu, also .heifs oder .heics.

HEIF-BilderweiterungenIm Internet findet man Beispiel-Dateien im HEIC-Format (siehe auch unten). Damit man in Windows einigermaßen damit arbeiten kann, müssen zum Beispiel die "HEIF Bilderweiterungen" (siehe nebenstehendes Bild) aus dem Microsoft Store (kostenlos!) installiert werden.
Eine Alternative dazu ist CopyTrans, das Sie hier kostenlos beziehen können. Es erlaubt - wie die Microsoft-Erweiterungen auch - das Öffnen von HEIC-Dateien in der Foto-App, bietet aber zusätzlich noch das Feature, dass HEIC-Dateien, die nur EIN Bild enthalten, per Rechtsklick und der Auswahl "In JPEG mit CopyTrans konvertieren" auf Knopfdruck eben in ein JPG umgewandelt werden  können, das dann als zusätzliche Datei im gleichen Ordner auftaucht. Aber Achtung: CopyTrans deinstalliert automatisch die Microsoft-HEIC-Erweiterungen!

Praxis

Im Internet findet man einige HEIC-Beispiele. Unter diesem Link https://github.com/nokiatech/heif/blob/gh-pages/content/overlay_grid_alpha/overlay_1000x680.heic gibt es ein Beispiel einer "Overlay"-Bildersammlung. Im ExHEIF-Beispiel - Thumbnailplorer sehe ich einen verkleinerten Inhalt der Sammlung (siehe Bild links). HEIF in der Foto-App geöffnetKlickt man das Bild an, lädt die Foto-App von Microsoft anscheinend das erste Bild (siehe Bild rechts). Öffne ich das Bild mit GIMP, erscheint ein Dialog, der mir die einzelnen Elemente der Bildersammlung zum Einzelimport anbietetHEIF in GIMP öffnen (ähnlich wie im Bild links unten). Das komplette HEIC-Bild kann ich also nicht einladen.

In den Linux-Versionen von GIMP soll es ein funktionsfähiges PlugIn geben, das auch ein Schreiben solcher Dateien erlaubt - persönlich hoffe ich, dass dies auch bald in der Windows-Version möglich sein wird.

Fazit

Wie man sieht., ist es mit der HEIF-Unterstützung noch nicht besonders weit her. Auch Android soll erst in der Version "P" diese erhalten. In der Apple-Welt gibt es schon eine bedingte Nutzbarkeit - aber beim Austausch dieser Dateien werden sie häufig zu JPG konvertiert, und dann hat man auch nichts davon.

Da HEIF (auch) ein Container-Format ist, und damit viele verschiedene Elemente beinhalten kann und da der H265-Codec Lizenzgebühren kostet, denke ich nicht, dass es die Eigenschaften mitbringt, die ein JPG-Nachfolger besitzen sollte.

Beispiele für die verschiedenen HEIF-Formate, die alle im Browser korrekt angezeigt werden, findet man unter http://nokiatech.github.io/heif/examples.html. Hier kann man sich auch das "Whitepaper" zum Standard herunterladen - harte Kost!