Sicher ist das Thema Raubkopien für viele Software-Firmen ein Ärgernis - schmälert es doch den Quartalsgewinn, auf dessen Maximierung das Management in aller Regel mehr Wert legt als auf die Zufriedenheit seiner Kunden. Wenn die Sicherheitsparanoia aber dazu führt, dass Software - wenn auch nur vorübergehend - nicht mehr benutzbar ist, hört der Spaß auf!

Offenbar gehört auch die Firma Adobe zu jenen Vertretern der Software-Industrie die ihre Kunden unter den Generalverdacht der Software-Piraterie stellen. Anders lassen sich die umfangreichen Sicherungsmaßnahmen, die man für Produkte wie "Adobe Creative Suite" getroffen hat, jedenfalls kaum erklären.

Eine Online-Registrierung, ohne die ein installiertes Programm nach kurzer Zeit die weitere Zusammenarbeit verweigert kennen viele spätestens seit Windows XP. Nun erfreut auch Adobe seine Kunden mit derartigem "Kundenservice". Hat man die Creative Suite installiert, so beharrt das Programm auf einer Online-Aktivierung. Hat man dies einmal erledigt, wird man nicht mehr weiter belästigt. Zumindest nicht, solange man die Hardware seines Rechners nicht allzu oft verändert. Was eine solche "Veränderung" ist, da hat Adobe ganz besondere Ansichten. Aber fangen wir von vorne an ...



Tag 1:
Nach der Installation der Creative Suite 2 verlangt diese eine Online-Aktivierung. Gesagt, getan... ein paar Mausklicks... eine ellenlange Seriennummer eingetippt... und schon kann ich mit dem Programm ungestört arbeiten. Nach einigen Tests lösche ich das Programm von meinem Test-Rechner und ziehe es auf meinen Arbeitsrechner um.

Die Monate vergehen...

Tag Secret
Es ist Montag. Ein ganz normaler Montag. Aber heute ist nichts, wie es am Freitag bis Feierabend war. Nach dem Einschalten des Rechners moniert dieser, dass das Festplatten-Array nicht mehr vorhanden ist. Zur Erklärung: in meinem Rechner arbeiten zwei identische Festplatten im RAID-1-Verbund - also gespiegelt. Zunächst denke ich an einen Festplatten-Defekt. Der Blutdruck steigt und der Adrenalin-Pegel ebenfalls. Okay, das letzte Backup war gestern. Es kann nicht viel passieren. Zunächst deaktiviere ich die RAID-Funktion im BIOS und boote den Rechner neu. Jetzt läuft Windows wieder anstandslos hoch. Allerdings habe ich jetzt alle Festplattenpartitionen und logischen Laufwerke doppelt: neben den Laufwerken C:, D: und E: gibt es jetzt zusätzlich die Buchstaben F:, G: und H: - und die letzten drei haben jeweils den gleichen Inhalt wie die ersten drei. Nach einigen Tests stellt sich heraus, dass es offenbar kein Plattendefekt, sondern ein Problem mit dem RAID ist. Ich kann ohne Probleme weiterarbeiten; es fehlt mir halt die Plattenspiegelung. Da es zunächst dringende Arbeiten zu erledigen gibt, verschiebe ich die Lösung dieses Problems auf das kommende Wochenende.

Beim Starten von Acrobat gibt es dann eine Überraschung. Die Software verlangt nach erneuter Aktivierung. Na gut, das ist schnell erledigt und ich kann weiter arbeiten.

Tag X+5:
Es ist Samstag und ich finde endlich Zeit mich um das RAID-Problem zu kümmern. Erstmal werden die Daten gesichert, dann das Handbuch rausgekramt und - da dort nichts zu finden ist, was man gebrauchen könnte - anschließend Google befragt. Eine Stunde später ist das Problem behoben. Das RAID-Array ist wieder intakt.

Tag X+6:
Sonntag... eigentlich bei mir kein Arbeitstag, aber wenn die Termine drücken... Ich starte also Acrobat und... schon wieder verlangt dieses nach Aktivierung. Na gut, in drei Teufels Namen... aber diesesmal geht es nicht mehr online. Freundlich, aber bestimmt teilt mir die Software mit, dass ich sie nun wirklich oft genug online aktiviert habe ... zu oft ... und wenn ich das Produkt weiterhin benutzenm will, muss ich es jetzt telefonisch aktivieren. Eine leichte Verärgerung kann ich an dieser Stelle nicht verhehlen. Immerhin gibt es für die telefonische Aktivierung eine kostenlose 0800er-Nummer. Wie erwartet, meldet sich am anderen Ende ein Telefoncomputer. Nachdem ich mich durch einige Telefonmenüs durchgehangelt habe soll ich nun den Aktivierungscode eingeben der mir auf dem Monitor angezeigt wird. Kurz bevor ich damit fertig bin, teilt mir die freundliche Stimme mit, dass ich einen falschen Code eingegeben habe. Halt, Stopp! Ich bin doch noch gar nicht fertig mit der Eingabe. Umsonst, der Computer will meinen Code nicht. Nachdem ich es zwei weitere Mal versucht habe - es könnte ja sein, dass der Fehler bei mir liegt - verliert der synthetische Adobe-Mitarbeiter die Geduld und bietet mir als einzige Option, mich zum Support zu verbinden. Mit Erstaunen gebe ich dem Wunsch nach, denn heute ist doch eigentlich Sonntag! Offenbar wissen das alle außer dem Computer. Ich werde zwar durchgestellt. Das Telefon klingelt einmal ... und dann kommt ein Besetzt-Zeichen.
OK, das wars dann für heute. Dann warte ich halt auf Montag.

Tag X+7:
Neue Woche, neues Glück. Es ist Montag 8 Uhr und ich hangele mich wieder zum Support durch. Na ja, fast ... diesmal geht der Anrufbeantworter dran, der mit mitteilt, dass der Support nur von 9 bis 17 Uhr besetzt ist. 14 Uhr, erneuter Versuch, und diesmal habe ich tatsächlich einen Menschen an der Strippe. Schnell wird klar, dass mein Problem kein seltenes ist. "Die Eingabe stimmt leider nicht mit der Telefonabfrage überein - das Problem haben nicht nur sie." Ach, da wäre ich ja jetzt nicht drauf gekommen. Anschließend erzählt er mir dann noch was von einem RAID-Patch und ob ich den eingespielt hätte. Hätte ich, wenn ich ihn denn irgendwann mal bekommne hätte. Habe ich aber nicht und so hatte ich dafür reichlich Probleme. Aber offenbar ist dieser Patch nicht das einzige, was verloren gegangen ist. Jedenfalls kann er meine Registrierung des Softwarepaketes im System nicht finden. Also gebe ich ihm bereitwillig alle Daten. Und da die Software, mit der das alles erfasst wird, wohl nicht so ganz stabil läuft und er dann in ein anderes Programm wechseln muss - das die Daten des ersten nicht übernimmt - braucht es hierfür drei Versuche. Zum Abschluss verspricht er dann, den RAID-Patch zu schicken. Diesen solle ich dann anwenden und mich anschließend erneut melden, um einen Aktivierungscode zu erhalten. Man ahnt wohl, was kommt ... der Patch jedenfalls nicht.

Tag X+8:
Es ist Dienstagnachmittag und ich warte nun nicht länger auf den Patch. Rufe also erneut an. Diesmal gleich beim technischen Support, dessen Rufnummer mir der freundliche, aber leicht vergessliche Mitarbeiter vom Vortag gegeben hatte. Und tatsächlich, nur 10 Minuten nachdem ich das Gespräch beendet habe, liegt der lang ersehnte RAID-Patch in meinem Posteingang. Ein Blick in die Anleitung ... Na toll, die Installation erfordert einen zweimaligen Rechner-Neustart. Das muss jetzt bis morgen warten ... da mache ich das, bevor ich mit der Arbeit beginne.

Tag X+9:
Hurra, der Patch ist installiert! Jetzt dauert es bestimmt nur noch Minuten und ich kann wieder mit Acrobat & Co. arbeiten. Na gut, es sollen ein paar Minuten mehr werden. Beim ersten Anruf lande ich in der falschen Abteilung. Der Mitarbeiter dort hat leider keinen Zugang zu den Registrierungsdaten und kann mir nicht weiterhelfen. Aber wenigstens kann er mich weiterverbinden. Nach kurzem Klingeln meldet sich der nächste Adobe-Mitarbeiter - auf Englisch! Nun habe ich die Wahl: entweder mache ich auf Englisch weiter und hoffe, dass ich mit seinem und er mit meinem Akzent klarkomme, oder ich rufe erneut über die 0800er-Nummer an. Eingedenk der geringen Aussichten bei Wahl der zweiten Option den richtigen Mitarbeiter an die Strippe zu bekommen, entschließe ich mich für die erste Option. Wie sich herausstellt, sind unsere Englisch-Versionen hinreichend kompatibel, nach wenigen Minuten bin ich im Besitz eines gültigen Aktivierungscodes, bedanke mich artig und kann wieder mit dem Adobe-Paket arbeiten. Ob ich angesichts dieser Erfahrung langfristig noch mit den nicht gerade preiswerten Adobe-Produkten arbeiten möchte, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt. Viel wahrscheinlicher ist es, dass ich mich nach Alternativen umschaue... vielleicht gibt es ja was unter Linux... wer weiß.

Kommentare

Ich wollte im Thunderbird eine E-Mail in ein PDF ausgeben. Aber beim Erstellen des PDFs kam nur diese Fehlermeldung "%%[ ProductName: Distiller ]%% Cambria not found, using Courier. %%[ Error: invalidfont; OffendingCommand: xshow ]%% Stack: [83 92 50 142 91 75 92 33 59 33 100 50 92 41 84 91 92 92 83 33 75 92 67 33 83 84 91 59 50 141 84 91 59 91 142 50 67 83 83 0] (      ) %%[ Flushing: rest of job (to end-of-file) will be ignored ]%% %%[ Warning: PostScript error. No PDF file produced. ] %%" Erst nach einigem Googeln fand ich die Lösung: Man muss im Druckdialog bei "Eigenschaften" den Haken bei "Schriften nicht an Adobe PDF senden" wegmachen. Dann klappt die Ausgabe in PDF. Scheinbar tritt der Fehler erst seit Windows 7 auf (und ist auch nicht auf den Thunderbird beschränkt). Sehr ärgerlich. Und ein Problem bleibt natürlich: Wenn die PDF-Datei auf einem Rechner geöffnet wird, der diese Schriftart Cambria nicht hat, stimmt natürlich die Anzeige nicht. :-<