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Vergangenes Jahr erstand ich auf einer Lesung des Autors Constantin Gillies seinen Roman Extraleben, den ich anschließend mit Begeisterung las. Da freute ich mich natürlich, als schon in diesem Jahr der Nachfolger Der Bug erschien. Wie man an den Titeln schon erraten kann, passen die Geschichten durchaus in das Themengebiet des AUGE e.V., daher möchte ich sie hier kurz vorstellen.

Extraleben

Die Geschichte beginnt „in einer mittelgroßen Stadt am Rhein“ mit dem Ich-Erzähler „Kee“ und seinem Kumpel Nick. In lockerem Plauderton erfahren wir, dass die beiden über 30 und Computerfreaks seit den 80ern sind. Und irgendwie würden sie am liebsten noch immer in dieser Zeitperiode leben, werfen sie bei ihren regelmäßigen Zock-Abenden doch viel lieber den alten C64 als die moderne Xbox an. Auf diese Weise nimmt die Geschichte auch ihren Anfang: Nick hat eine alte Originalkassette für den Commodore-„Brotkasten“ aufgetrieben. Doch statt des erwarteten Spiels stoßen die Freunde auf eine im Code versteckte Nachricht: „Welcome to Datacorp!“ Weitere Nachforschungen fördern mehr Hinweise zutage, die Spur führt nach Amerika. Was erst wie ein Witz wirkte, wird nun doch interessant. Und da die beiden nicht anderes zu tun haben, sie etwas Urlaub von ihrem langweiligen Job gebrauchen können und schon Erfahrung als gemeinsame USA-Urlauber haben, wagen sie den Flug über den Großen Teich und versuchen rauszufinden, was sich hinter Datacorp verbergen könnte.
Hier beginnt nun der Hauptteil des Buches. Viel Handlung oder Spannung sollte man dabei nicht erwarten. Die Reise durch die Staaten bringt aber viele Gelegenheiten, sich an Computerhistorie zu erinnern, Star Wars zu zitieren und natürlich die amerikanische Gesellschaft mit deutschen Augen zu bewundern. Wer auch nur annähernd aus der gleichen Generation stammt bzw. etwas für die Pop-Kultur der letzten 30 Jahre übrig hat, wird hier teilweise aus dem Schmunzeln gar nicht mehr raus kommen. Oder anders gesagt: wer mit Stichworten wie „Atari-Friedhof“ oder „Wargames“ etwas anfangen kann, darf sich zur Zielgruppe von Extraleben zählen.

Reiner Klamauk ist das Buch aber nicht. Die Freundschaft der Helden spielt eine wichtige Rolle, so darf auch mal etwas Emotion gezeigt werden. Zum Ende nimmt die Handlung dann auch Fahrt auf, bis sie zu einem etwas unglaubwürdigen Abschluss gebracht wird. Den positiven Gesamteindruck konnte dieser aber nicht trüben.

Der Bug

 Titel und Covermotiv (ein Schaltkreismuster statt des legendären C64-Joysticks „Competition Pro“) der Fortsetzung deuten schon an, dass es hier etwas ernsthafter zugeht. Statt „Spielereien“ steht alte Computerhardware im Mittelpunkt. Als Spezialisten für ebensolche sollen Kee und Nick aus dem obskuren Rechner eines verstorbenen Computerpioniers wichtige Daten extrahieren. Das erweist sich als schwere Aufgabe, die unsere Helden um die halbe Welt führt. Obendrein scheinen sich Nicks ewige Verschwörungstheorien tatsächlich einmal zu bewahrheiten. Sind sie wirklich hinter den beiden her? Und wer sind sie überhaupt?

Es gibt diesmal also deutlich mehr Handlung als bei Extraleben und da sich die Protagonisten beruflich und persönlich weiterentwickelt und dadurch etwas auseinander gelebt haben, ist Kees Gedankenwelt, an der einen der Autor teilnehmen lässt, etwas schwermütiger als im Vorgänger. Trotzdem gibt es noch immer viel zu Schmunzeln, denn im Grunde sind die beiden doch dieselben geblieben und die Popkultur-Zitate werden nicht weniger – und werden nicht immer erklärt. Umso mehr kann man wissend lächeln, wenn man eines erkennt, aber auch ohne viel zu verpassen darüber hinweg lesen. Somit ist Der Bug immer noch ein großer Spaß, aber auch ein deutlich reiferer Roman als Extraleben.

Beide Romane sind erschienen in der Edition Digitalkultur des CSW Verlags.

Neben den Abenteuern von Nick und Kee schreibt Constantin Gillies auch ungewöhnliche Sachbücher:
Die Macht mit uns: Star Wars und die Folgen beschreibt, welche Auswirkungen der „Krieg der Sterne“ auf die Gesellschaft hatte. Seien es Anspielungen in anderen Medien oder die teilweise fanatischen Anhänger, die in aufwendigen Kostümen Fantreffen besuchen. Das Buch beschreib insbesondere die Entwicklung und die verrücktesten Auswüchse dieser Fankultur, lässt aber auch Darsteller aus den Filmen zu Wort kommen. Erschienen ist es 2005 bei Rowohlt.
Wickelpedia: Alles was man(n) übers Vaterwerden wissen muss befasst sich dagegen mit einem eigentlich völlig un-nerdigen Thema. Gillies behandelt es aber in seinem ganz eigenen Stil und gibt jungen (werdenden) Vätern ironische Tipps und Erfahrungsberichte. Die aktuelle Taschenbuchausgabe erschien 2010 bei Ullstein.