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Vor gut sieben Jahren erschien Nintendos Erfolgskonsole Wii, vor fünf Jahren berichtete ich an dieser Stelle erstmals über „erwachsene“ Spiele für dieses System, zuletzt vor etwa zwei Jahren. 2011 kündigte Nintendo offiziell den Nachfolger der Wii an, er hört auf den Namen WiiU und verbindet ein wiederum neues Steuerungskonzept mit moderner HD-Grafik. Im Juni folgte eine weitere Präsentation auf der US-Spielemesse E3, im November 2012 kam die Konsole auf den Markt. Doch schon spätestens seit der ersten Vorstellung nahm die Veröffentlichung spannender Wii-Spiele dramatisch ab, der Lebenszyklus des Systems neigte sich merklich dem Ende zu. Eigentlich erschien ab Mitte 2012 nichts Nennenswertes mehr für die Wii, daher sollte dieser unwiderruflich letzte Artikel meiner Reihe eigentlich bereits in jenem Jahr erscheinen. Doch aufgrund diverser Umstände verzögerte sich die Veröffentlichung, der Text blieb halb fertig liegen. Um aber endlich etwas wieder etwas veröffentlichen zu können, habe ich mich für folgendes Vorgehen entschieden: In diesem ersten Teil des finalen Artikels sind Beschreibungen zu Titeln, die ich selbst ausgiebig gespielt habe und daher detailliert beschreiben kann, zu lesen. Diese Texte entstanden bereits 2012. Im noch nicht verfassten zweiten Teil will ich dagegen Spiele vorstellen, die ich zwar nicht aus eigener Erfahrung kenne, aber aufgrund diverser Berichte für erwähnenswert halte. 

Und somit folgt nun Teil 1 meines Überblicks über 2011 und 2012 erschienene Spiele, die sich (auch) an ein erwachsenes Publikum richten - gleich nach der Übersicht über alle bisherigen Artikel der Serie:

FAST Racing League

Der deutsche Entwickler Shin’en hat mehrere Spiele für den Download-Service WiiWare entwickelt, die einige Gemeinsamkeiten haben: Grafisch sind sie besonders aufwendig, spielerisch bieten sie zwar meist Altbekanntes, setzen dieses aber sehr solide um. Bei FAST Racing League (erschienen 2011, USK-Freigabe: ab 6) handelt es sich um ein Sciene-Fiction-Rennspiel mit Schwebegleitern, das an bekannte Vertreter wie F-Zero oder WipEout erinnert. Zwölf abenteuerliche Strecken voller Loopings, Beschleunigungsfelder und Hindernisse, aufgeteilt in drei Ligen, wollen mit sechs Flitzern in drei Schwierigkeitsgraden bezwungen werden. Ein Rennen mit drei Runden dauert nur etwa zwei Minuten, doch wenn man alles durchspielen will, ist man aufgrund des happigen Schwierigkeitsgrad schon eine Weile beschäftigt. Um weiterzukommen, muss nämlich mindestens der dritte Platz belegt werden, doch schon ein Abkommen von der Strecke oder Crash kann einen vom ersten auf den letzten Platz befördern, was nur noch schwer aufzuholen ist. Zusätzlich zu den normalen Rennen gibt es einige „Herausforderungen“, wo man innerhalb eines Zeitlimits kleine Aufgaben auf Spezialstrecken erfüllen muss. Für 10 € bekommt man hier schon einiges an flottem Rennspielspaß mit schicker Optik und fetziger Elektro-Musik.

Pandora's Tower

In einem Fantasy-Reich wird die reizende Helena mit einem Fluch belegt, der sie nach und nach in ein furchtbares Monster verwandelt. Auf der verzweifelten Suche nach Heilung treffen sie und ihr Freund, der Soldat Aeron, auf eine geheimnisvolle alte Frau namens Mawda, die sie zu den Dreizehn Türmen führt, die von Monstern bevölkert werden. Sie überreicht Aeron eine Kette, mit der die Ungeheuer bekämpft und ihr Fleisch entfernt werden kann. Dieses muss Helena verzehren, um die Verwandlung aufzuhalten. Endgültig gebrochen wird der Fluch aber nur, wenn sie Fleisch der zwölf „Meister“ vorgesetzt bekommt, die über jeweils einen Turm herrschen. Die Aufgabe ist nun klar: Aeron muss sich mit Schwert und Kette durch die Türme kämpfen und schließlich den Weg zum Meister finden und ihn besiegen. Diese Rolle übernimmt natürlich der Spieler in Pandora’s Tower. Zwischendurch muss er immer wieder in das Lager der Heldentruppe zurückkehre, um Helena frisches Fleisch zu bringen oder mit Mawda zu handeln. Zudem kann er Helena mit Geschenken oder einfach einem Gespräch bei Laune halten und die Beziehung des jungen Paares festigen. Ungewöhnlicherweise enthält Pandora’s Tower nämlich auch einen guten Schuss Romantik. Und die Entwickler haben es außerordentlich gut hinbekommen, Helena als beschützenswertes Wesen darzustellen, man sorgt sich wirklich um sie und möchte sie retten. Leider muss man dafür über einige Gameplay-Schwächen hinwegsehen. Das Spiel erinnert etwas an die Zelda-Reihe, die Türme haben jeweils ein eigenes Thema (z.B. Feuer, Wasser, etc.) und es wird nicht nur gekämpft, sondern auch gerätselt. Wichtigstes Utensil ist dabei die Kette. Damit werden Hebel betätigt oder man schwingt über Abgründe. Natürlich ist sie auch im Kampf nützlich: Man fesselt damit Gegner, wirbelt sie herum oder schleudert sie aufeinander. Dabei wird die Wii-Steuerung sinnvoll genutzt. Sind sie besiegt, kann man ihnen schließlich das Fleisch aus dem Körper reißen. Das klingt reichlich brutal, aber der japanische Entwickler Ganbarion wollte auch Jugendliche ansprechen und da die Gegner absolut nicht menschlich aussehen und violettes Blut haben, erreichte man sogar eine Freigabe ab 12 in Deutschland. Das größte Ärgernis des Spiels ist die feste Kameraperspektive, die sich nicht ändern lässt und der Übersicht und Orientierung nicht unbedingt förderlich ist. Zudem werden die Kämpfe mit der Zeit langatmig, können aber oft umgangen werden. Die insgesamt zwölf Bosskämpfe sind aber abwechslungsreich und spannend. Das 2011 in Japan und 2012 in Europa erschienene Spiel ist also vor allem etwas für Leute, die auf eine gute und mitreißende Story in einem Spiel wert legen.

The Legend of Zelda: Skyward Sword

Zugegebenermaßen wird hier die Definition eines “erwachsenen” Spiels etwas gedehnt. Im Gegensatz zum fünf Jahre älteren und vergleichsweise düsteren Ableger Twilight Princess ist Skyward Sword (erschienen November 2011) eher heller und fröhlicher angelegt, ja, fast schon kindlich. Das ändert aber nichts am serientypischen Gameplaymix aus Kämpfen, Rätseln und Erforschen (und übrigens auch nicht an der Alterseinstufung ab 12). Besonderheit ist die Nutzung von Wii MotionPlus, wodurch sich die Kämpfe völlig von den Vorgängern unterscheiden. WiiMote-Bewegungen werden direkt aufs Schwert übertragen. Zwar ist das nicht ganz so konsequent wie in Red Steel 2, aber doch sehr gut umgesetzt. Bei kleineren Gegnern wie Fledermäusen reicht noch simples „Wedeln“, doch größere Brocken können Angriffe abwehren, so dass man weit ausholen muss, um die Schlagrichtung genau zu bestimmen. Auch für andere Aktionen wird die Controller-Erweiterung beispielhaft genutzt, etwa bei der Steuerung eines mechanischen Käfers oder einer Peitsche. Zudem reitet man häufiger auf dem Rücken eines riesigen Vogels über ein Wolkenmeer. Leider kann Skyward Sword nicht über die gesamte Spieldauer begeistern. Held Link muss die gleichen drei Gebiete immer wieder besuchen und obwohl diese dabei mehrfach erweitert und verändert werden, wirkt das auf Dauer eintönig und repetitiv. So bleibt man, obwohl das Spiel geschickt klassische und neue Elemente kombiniert, am Ende etwas enttäuscht zurück. Die Geschichte des Abenteuers hat übrigens einige Überraschungen für Serienkenner parat. Zwar muss wieder einmal Zelda von Link gerettet werden, doch ist sie diesmal nicht die Prinzessin des Landes Hyrule, sondern Links Kindheitsfreundin. Dadurch haben die Hauptsfiguren diesmal eine richtige emotionale Bindung zueinander, was die ganze Geschichte interessanter macht. Auch Bösewicht Ghirahim ist ein ungewöhnlicher Typ. Diese Charakterdetails machen das Spiel vielleicht doch wieder etwas erwachsener...