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Es ist wieder einmal an der Zeit für meinen subjektiven Überblick über erwähnenswerte „Erwachsenenspiele“ für Nintendos erfolgreiche Konsole Wii. Genaueren Einblick in das Thema und Spiele aus früheren Jahren bieten die bisherigen Artikel dieser Serie: 

Ohne weitere Umschweife geht es nun direkt los mit der 2010er Liste.

Call of Duty: Black Ops

Alle Jahre wieder bringt Activision einen neuen Ableger der Call of Duty-Reihe. Black Ops spielt in den 1960er-Jahren, wo man als amerikanischer Soldat u.a. in Vietnam und auf Kuba kämpft. Neben der wie immer kurzen, aber spektakulären Einzelspielerkampagne mit viel Patriotismus und einigen brutalen Szenen (weswegen das Spiel eine Freigabe ab 18 hat) spielt auf den HD-Systemen besonders der Online-Multiplayer immer eine große Rolle. Wii-Spiele schwächeln in diesem Bereich üblicherweise, doch diesmal gab man sich alle Mühe, das Erlebnis bestmöglich umzusetzen. Als Anfänger mit schlechter Bewaffnung muss man fleißig Erfahrungspunkte durch erfolgreiches Spielen sammeln, um im Rang aufzusteigen und dadurch bessere Ausrüstung freizuschalten. Das sorgt für einen nicht ganz einfachen Einstieg, aber vor allem für viel Motivation, weil man nicht nur um den unmittelbaren Sieg in der aktuellen Runde, sondern auch langfristig für die persönliche Weiterentwicklung kämpft.

GoldenEye 007

1995 war der Film GoldenEye Pierce Brosnans Einstand als James Bond. Zwei Jahre später erschien das gleichnamige Spiel für das damals aktuelle Nintendo 64. Es handelte sich um einen (in Deutschland noch immer indizierten) Ego-Shooter mit einer Einzelspieler-Kampagne, die den Film (leicht verändert) nacherzählte, und einem Splitscreen-Mehrspielermodus für bis zu vier Teilnehmer an einer Konsole. 2010 ließ einer neuer Bond-Streifen auf sich warten, doch Lizenznehmer Activision wollte nicht auf die Veröffentlichung neuer Spiele verzichten. Für HD-Systeme erschien die komplett neue Story Blood Stone und für Wii – GoldenEye! Dabei wurde die Handlung des Films etwas umgeschrieben und in die aktuelle Zeit verlegt. Daher tritt Daniel Craig als Bond auf (er und Judi Dench, bzw. deren bekannte Synchronsprecher, sind im Spiel zu hören), weitere Charaktere wurden neu gestaltet. Spielerisch erwartet den Hobby-Agenten ein Shooter im Stil aktueller Titel wie Call of Duty. Es gibt häufige, deckungsbasierte Schießereien, oft kann man aber auch schleichend vorgehen und zwischendurch fährt man auch mal einen Panzer. Dies alles ist aufwändig inszeniert, natürlich in dem Rahmen, den die Rechenpower der kleinen Nintendo-Kiste hergibt. Der Mehrspielerteil besteht aus einem Splitscreen-Modus, der Fans des Originals begeistern soll, und einen Online-Modus, der sich wieder stark an der hauseigenen Konkurrenz Call of Duty orientiert. Die Action wird unblutig dargestellt, das Spiel ist daher ab 16 freigegeben. Entwickler Eurocom wollte es bei der Steuerung allen recht machen, daher kann man sowohl per „Zeiger“-Steuerung mit der Wiimote als auch mit einem klassischen Gamepad spielen.

Metroid: Other M

Nachdem die Retro Studios die überaus beliebte Metroid Prime Trilogy (auch gesammelt auf einer Disc für Wii erhältlich) entwickelt hatte, wollte Nintendo die Serie in eine andere Richtung lenken. Team Ninja erschuf mit Other M ein Spiel mit Außenperspektive, das damit mehr an die klassischen 2D-Vertreter erinnert als die Prime-Spiele mit ihrer Ego-Perspektive. Man steuert Heldin Samus ausschließlich mit der Wiimote, sie wird dafür quer gehalten, so dass man Steuerkreuz und Knöpfe mit den Daumen bedient. Zu Beginn kann man vor allem rennen, springen und schießen sowie eine nette Ausweich-Hechtrolle durchführen. Weitere Fähigkeiten werden im Laufe des Abenteuers freigeschaltet. Die Action ist dadurch sehr dynamisch. Dreht man den Controller, so dass er auf den Bildschirm zeigt, wechselt man doch noch einmal in die Ich-Perspektive und kann dort Ziele anvisieren und Raketen abfeuern. Dabei steht man allerdings still, um Angriffen auszuweichen, muss man also wieder in den normalen Modus wechseln. Zum Glück funktioniert dieser Übergang stets butterweich mit einer Bewegung des Handgelenks. Im Vergleich zu Samus’ früheren Abenteuern ist dieses linearer und kompakter, trotzdem kommt es vor, dass man mit neuen Fähigkeiten in alte Gebiete zurückkehrt um dort bisher verschlossene Wege zu erkunden. Es gibt auch einen größeren Fokus auf die Hintergrundgeschichte, so wird die Vergangenheit der heldenhaften Söldnerin beleuchtet, wozu technisch aufwändige, aber inhaltlich oft kitschige Rendervideos benutzt werden. Die Charaktere sprechen darin englisch mit deutschen Untertiteln. Zwar sind die Metroid-Spiele für Nintendo-Verhältnisse relativ düster, doch kämpft man ausschließlich gegen bunt gestaltete Monster und so erhielt Other M eine Freigabe ab 12 Jahren. Was der seltsame Untertitel bedeutet, muss man übrigens im Laufe der Geschichte selbst herausfinden. Wie alle Metroid-Spiele bietet es jedenfalls ein atmosphärisches Science-Fiction-Abenteuer mit einer packenden Mischung aus Kämpfen (mit einigen interessanten Endgegnern) und Erkunden der Umgebung.

No More Heroes 2: Desperate Struggle

Travis Touchdown ist zurück, denn eines der schrägsten Wii-Actionspiele bekam 2010 einen Nachfolger. In No More Heroes 2 ist vieles genauso wie im Vorgänger, aber mit kleinen Verbesserungen. Travis kann nun mit zwei Beam-Katanas gleichzeitig kämpfen und auch während einer Mission zwischen den Bewaffnungsarten wechseln. Ein großer Kritikpunkt des ersten Teils, die schlechte Umsetzung der frei begehbaren Stadt, wurde nicht wirklich überarbeitet, sondern einfach gestrichen! Stattdessen wählt man die verschiedenen Orte und Aufträge nun in einem Menü aus. Die früher eher spaßfreien Nebenjob-Minispiele gibt es wieder, allerdings sind sie diesmal im pixelig-charmanten 2D-Retrostil gehalten und dadurch wesentlich witziger als früher. Ansonsten ist alles wie gehabt: Travis metzelt sich durch Horden von Standardgegnern und einige durchgeknallte Endbosse um die Spitze der Attentäter-Vereinigung zu erreichen, die verführerische Sylvia Crystel zu beeindrucken und neuerdings auch den Tod eines Freundes zu rächen. Tiefgang darf man hier nicht erwarten, dafür aber einen ganzen Haufen irrer Ideen und abgefahrener Dialoge. Zudem ist diesmal auch in der europäischen Version reichlich Blut enthalten, weswegen die Freigabe ab 18 durch die USK absolut gerechtfertigt ist.

Rage of the Gladiator

RotG von Ghostfire Games ist für ca. 10 € über den Download-Service WiiWare erhältlich. Der Spieler tritt darin mit Streithammer und Schild in einer Arena in Duellen gegen zehn abwechslungsreiche Gegner an, die teils klassischer Fantasy-Literatur, teils griechischer Mythologie entsprungen zu sein scheinen. Man spielt aus der Ego-Perspektive, kann sich aber nicht frei bewegen. Stattdessen stehen sich die Duellanten fest gegenüber. Jeder Gegner hat individuelle Angriffsmuster, die man geschickt auskontern muss. Je nach Attacke weicht man aus (durch einen Seitschritt oder Sprung) oder blockt mit dem Schild. Bei Erfolg darf man einen Gegenangriff starten. Wurde das Gegenüber schließlich auf die Bretter geschickt, können die Fähigkeiten des Helden aufgerüstet werden. Dabei hat man viel Auswahl und kann sich so die Spielfigur den eigenen Vorlieben anpassen. Trotzdem hat man im Kampf relativ wenig unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten, die fantasievollen Gegner gleichen aber wieder einiges von dieser Gleichförmigkeit aus. Grafisch ist RotG hübsch, dazu hat es gute englische Sprachausgabe zu bieten. Aufgrund der engen Speichergrenzen eines WiiWare-Spiels ist das keine Selbstverständlichkeit. Bei der Steuerung hat man die Wahl zwischen drei Konfigurationen. Eine davon unterstützt Wii MotionPlus, eine andere verlässt sich allein auf klassische Knöpfchenkontrolle. Freigegeben ist das Spiel ab 12.

Red Steel 2

Red Steel von Ubisoft war 2006 eines der ersten Wii-Spiele und verband Schießereien mit Schwertkämpfen in der Ich-Perspektive. Das macht auch Red Steel 2, aber sonst gibt es keine Gemeinsamkeiten mehr. Die in der Gegenwart angesiedelte Yakuza-Geschichte wich einem Fantasie-Szenario, das Elemente aus Western, dem japanischen Samurai-Zeitalter sowie moderner und futuristischer Technologe zu etwas völlig Einzigartigem mischt, das per „Cel Shading“-Technologie in Zeichentrick-artiger Grafik präsentiert wird. Die eigentliche Geschichte ist allerdings nicht der Rede wert: Als Mischung aus Revolverheld und Samurai kehrt der Held in seine Heimatstadt zurück, wo sein Clan von seinen Feinden ausgelöscht wurde – Zeit, es ihnen mit gleicher Münze heimzuzahlen. Das Spiel ist nicht völlig linear aufgebaut, man kann sich in einem größeren Gebiet immer frei bewegen und diverse Aufträge erfüllen. Dazwischen erhält man neue Kampftechniken und Waffen. Schwerpunkt ist ohnehin die Action, die dank Unterstützung der Controller-Erweiterung Wii MotionPlus nun wesentlich dynamischer ist als im ersten Teil. Der Wechsel zwischen Revolver und Katana geschieht nahtlos und zu jedem beliebigen Moment, die Controllerbewegungen werden fast 1:1 auf das Schwert im Spiel übertragen. Dank Comicstil reicht eine 16er-Freigabe aber aus. Die Kämpfe bringen eine Menge Spaß, unter Umständen aber auch einen schmerzenden Arm. Abseits der recht kurzen Kampagne gibt es leider nichts an Mehrwert. Selbst ohne einen Mehrspielerteil könnte man sich einen Arena-Modus vorstellen, in dem man gegen immer neue Gegnerwellen antritt. Allerdings könnte das auf Dauer auch etwas zu anstrengend werden.

Silent Hill: Shattered Memories

Hier haben wir den vielleicht „erwachsensten“ Titel dieser Liste. Wie die früheren Silent Hill-Teile auf der PlayStation setzt SH:SM auf hintergründigen, psychologischen Grusel. Platte Schockeffekte und literweise Blut wie in anderen Horrorspielen gibt es hier nicht, es ist daher auch ab 16 freigegeben. Um dem Spieler das bestmögliche Erlebnis zu bieten, gehen die Entwickler von Climax (Publisher ist Konami) ungewöhnliche Wege: Man findet sich während des Spielverlaufs regelmäßig in einer psychiatrischen Sitzung wieder und beantwortet Fragen des Therapeuten. Anhand der Ergebnisse versucht das Spiel, den Spieler zu analysieren und passt sich darauf an. Die Haupthandlung dreht sich um Harry Mason, der während eines Schneesturms in der Kleinstadt Silent Hill einen Autounfall baut. Dabei verschwindet seine Tochter spurlos und er macht sich auf die Suche. Üblicherweise steuert man Harry wie in einem typischen Wii-Shooter, nur dass Ballermänner Fehlanzeige sind. Stattdessen kontrolliert die Wiimote den Schein von Harrys Taschenlampe, die äußerst atmosphärische Licht- und Schatteneffekte erzeugt. Dank des eingebauten Lautsprechers dient der Controller auch als Handy, über das man einerseits normale Telefonate führt, aber auch unheimliche Geisterbotschaften erhält. Überhaupt ist die Atmosphäre die große Stärke des Spiels. Nüchtern betrachtet handelt es sich um ein Action-Adventure ohne richtige Kämpfe und mit sehr einfachen, aufgesetzt wirkenden Rätseln. Doch wird man in die im Laufe der Zeit immer surrealer wirkende Geschichte gekonnt hineingezogen und will unbedingt wissen, wie es ausgeht. Auch die glaubwürdigen Dialoge tragen dazu bei, sie sind englisch vertont und deutsch untertitelt. Sonderlich umfangreich ist das Abenteuer nicht, was es aber davor bewahrt, spielerisch zu eintönig zu werden. Wer sich auch bei schwächerem Gameplay auf eine packende Geschichte einlassen kann, sollte hier zuschlagen. Außer für Wii ist SH:SM auch für PlayStation 2 und PlayStation Portable erhältlich.