Das Vintage Computer Festival Europe in München am 7. und 8. September 2024
Das VCFe in München ist ein Event für Nostalgiker und Computernerds. Alljährlich lädt Hans Franke zu dieser Veranstaltung Sammler und Bastler aus der Szene ein.
Mit interessanten Projekten und Ausstellungen beteiligten sich 22 Aussteller unter dem diesjährigen Motto „50 Jahre 8080 und 6800“. Dabei wurde das Thema nicht immer so eng gesehen. Hauptsache es hatte etwas mit der Historie von Computern zu tun. Auch die AUGE war mit einem Projekt von Martin Käser beteiligt.
Neben den ausgestellten Stücken wurden Vorträge mit erstaunlichem Sachverstand gehalten. Sowohl historische Anekdoten als auch technisches Wissen über die damaligen Entwicklungen wurden dargebracht.
Im Ausstellungsraum konnte man mit den Sammlern und Erbauern der Exponate fachsimpeln und ein wenig über alte Zeiten plaudern. An den zwei Tagen waren jeweils 200 bis 300 Besucher in der Halle. Da konnte der Papi den Kleinen mal zeigen wie man damals auf dem Computer gedaddelt hat. Und mancher alte Computerfuchs konnte in Nostalgie schwelgen, als er seine alte DEC-Maschine auf dem Tisch gesehen hat oder auch an die Zeiten erinnert wurde, als ein Mac SE30 noch ein Traumrechner war.
Interessanterweise sind auch viele jüngere Semester an der alten Technik interessiert. Hier kann man noch begreifen was die Maschine macht (jedenfalls soll das Manchem gelingen - der Autor nimmt das nicht für sich in Anspruch). So wird auch mal ein ganzer Prozessor in TTL-Logik nachgebaut oder als FPGA realisiert.
Für PC aus den 80ern wird neue Technik adaptiert. Diskettenlaufwerke in Flash-Technik, Modems an der seriellen Schnittstelle, die auf einem ESP32 realisiert sind und über WLAN und Internet Kontakt zu einer Mailbox aufnehmen, und viele andere Dinge waren zu sehen.
Videobearbeitung in den 90ern
Für mich bemerkenswert war der Vortrag von Jürgen Weigert, der sich mit den Erkenntnissen von Gottfried Wilhelm Leibniz befasst und bei ihm die Anfänge des binären Rechnens entdeckt hat. Er stellte sein Projekt einer mechanischen, binären Rechenmaschine vor. Nachdem er auf dem VCFe 2019 schon einen Nachbau der Rechenmaschine von Schickard in Sperrholz vorgestellt hat, versucht er sich jetzt an einer Eigenentwicklung in 3D-Druck.
Für „unseren“ Apple-1-Nachbau war auch das Projekt von Armin Hierstetter interessant. Er hat sich an das wahnsinnige Vorhaben gewagt, das Operation Manual zum Apple-1, das es nur noch als gescannte Vorlage in mittelprächtiger Qualität gibt, komplett nachzulayouten. „Besser als das Original“ ist der Leitsatz. Wir haben uns natürlich gleich ein Exemplar zu unserem Apple-1 gesichert.
Sehenswert war auch die auf einem auf FPGA nachgebaute Ceres-Maschine. Die Ceres wurde in hunderter Stückzahlen von Niklaus Wirth an der ETH Zürich in den späten 80er und 90er Jahren als Lerncomputer für seine Studenten gebaut und mit Oberon als Betriebssystem und Programmierumgebung betrieben. Martin Käser konnte als Gegenstück ein Original bereitstellen. Beide konnten sich über die im ROM enthaltenen Oberon-Varianten austauschen.
Udo Möller hat dann auch den Ausstellerpreis gewonnen - eine Tüte Süßigkeiten. Hier geht es um die Ehre, nicht um Reichtümer.
Ein besonderes Schmankerl gab es für ausgewählte Besucher und am Abend auch für die Aussteller, mit einer Exkursion in ein historisches Rechenzentrum. Die Universität der Bundeswehr in München beherbergt auf ihrem Gelände das „Vintage Computing Labor“. Dort findet sich eine Sammlung an Computerhardware vom Feinsten.
Kleine Kostbarkeiten | IBM-Anlage aus den 50ern | Ein Nadeldrucker |
Im Raum für die gängigeren Home Computer sind die Geräte nicht ganz so selten. Hier dürfen die Studenten auch schon mal etwas rumprobieren. Nichts desto weniger steht mancher Besucher hier ehrfürchtig vor den Klassikern.
Ein Supercomputer hautnah. (Ich durfte mal eine echte CRAY Y-MP EL anfassen!)
Wir konnten die riesige Sammlung von Computerliteratur und Software bewundern.
Im Labor der Abteilung werden ausgemusterte Maschinen aus den 50er bis 90er Jahren restauriert und möglichst funktionsfähig gemacht. Es wird zu alten Computertechniken geforscht. Ein Thema ist auch die Erhaltung von digitalen Daten. Wer kann noch einen Lochstreifen einlesen? Welches Format wurde damals auf eine Diskette geschrieben? Kann man eine alte Festplatte noch lesen?
Trommelspeicher und riesige Festplatten (5 Megabyte?)
Fazit
Ein wirklich lohnender Ausflug nach München. Die ganze Atmosphäre macht Spaß. Es gibt viel zu bestaunen und interessante Gespräche mit Besuchern und Ausstellern.
Üblicherweise findet die Veranstaltung um den ersten Mai statt. In diesem Jahr musste sie kurzfristig verschoben werden, weil es bauliche Probleme an der Veranstaltungshalle gab.
Im nächsten Jahr werden wir wieder dabei sein. Vielleicht mit etwas Peripherie für die Ceres?