Vor einiger Zeit bemerkte ich, dass sich die Festplattenpartition für Daten unerklärlich schnell füllte. Da sich das Backup der Daten jedoch nicht vergrößerte, konnten es keine Daten im Bereich sein, der regelmäßig gesichert wird. Als letzte Woche dann 90% der Partition belegt waren, war es an der Zeit zu handeln. Die Überprüfung förderte Kurioses zu Tage.
Wer belegt den Speicherplatz?
Zunächst wollte ich herausfinden, welcher Ordner überhaupt wie viel Speicherplatz belegt. Da innerhalb weniger Wochen mehrere Hundert Gigabyte auf der Festplatte belegt wurden, das Backup aber unverändert groß blieb, musste es ein Bereich sein, der nicht im Backup enthalten ist. Nur, wie findet man unter Windows schnell heraus, wie groß die einzelnen Ordner sind? Mit normalen Bordmitteln ist das recht mühselig. Man kann im Datei-Explorer mit der rechten Maustaste auf einen Ordner klicken und den Menüpunkt "Eigenschaften" auswählen. Windows geht dann durch den Ordner und seine Unterordner und ermittelt den gesamten Speicherbedarf der darin enthaltenen Dateien. Bei Ordern mit vielen Dateien dauert das durchaus auch mal eine halbe Minute und länger. Will man so mehrere Ordern prüfen, wird das eine langwierige Angelegenheit. Hilfreich ist hier das Tool TreeSize Free.
TreeSize Free durchsucht die gesamte Festplatte und ermittelt die Speicherplatz-Belegung von Dateisystemen. Das Ergebnis stellt die Software in verschiedenen Diagrammen dar und bietet eine Detailansicht ähnlich dem Windows-Explorer oder alternativ eine Darstellung mit Kacheln. Das Tool gibt es in Deutsch und diversen weiteren Sprachen. Neben der kostenlosen Version gibt es die kostenpflichtigen Personal- und Professional-Versionen, die noch weitere Funktionen bieten.
Dem Übeltäter auf der Spur
Wichtig ist, dass man TreeSize als Administrator ausführt, ansonsten kann es keine versteckten Systemordner anzeigen und das ist in diesem Fall wichtig. Nach dem Starten von TreeSize wählt man das zu untersuchende Laufwerk und nach wenigen Sekunden listet es alle Verzeichnisse auf und sortiert sie absteigend nach Größe. Damit war schnell geklärt, welches Verzeichnis sich den Speicherplatz unter den Nagel gerissen hat. Es ist das versteckte Systemverzeichnis "System Volume Information".
Nun galt es nur noch zu klären, wieso dieses Verzeichnis fast 50% des Speicherplatzes der Partition belegt hat. Eine Suche im Internet brachte schnell zutage, wo das Problem liegen könnte. Windows legt im Verzeichnis "System Volume Information" unter anderem seine Systemwiederherstellungspunkte ab, mit deren Hilfe man bei einem missglücktem Update von z.B. Windows oder Treibersoftware auf einen zuvor gesicherten Stand zurückkehren kann. Wie das geht, beschreibt beispielhaft dieser Artikel auf Tippscout. Dafür wird ein Teil des Speicherplatzes auf der Festplatte reserviert. Normalerweise liegt dieser Wert bei 5 bis 10% - je nach Größe der Partition. Offenbar gibt es Programme, die eigenmächtig diese Einstellungen verändern. Also habe ich nachgeschaut, welcher Wert dort eingetragen war.
Die Lösung
Dazu drückt man die Tastenkombination <Windows-Taste>-<Pause>. Dies öffnet "Systemsteuerung >> System". Hier klickt man auf "Computerschutz", das öffnet die Einstellungen für die Systemwiederherstellung (siehe Screenshot links). In diesem Fenster klickt man auf "Konfigurieren". In dem nächsten Fenster sieht man, welcher maximale Speicherplatz für die Speicherung der Systemwiederherstellungspunkte eingestellt ist. Und tatsächlich stand der Wert nicht mehr auf den ursprünglichen 5% sondern auf 100%. Das ist natürlich völlig absurd, dann dies führt über kurz oder lang dazu, dass der gesamte Festplattenplatz von diesen Wiederherstellungspunkten belegt wird. Sobald man den Wert heruntersetzt und auf "Übernehmen" klickt, wird - nach einer Sicherheitsabfrage - der zuviel belegte Speicherplatz wieder freigegeben. Aber Achtung: Dabei gehen natürlich diverse alte Wiederherstellungspunkte unwiderruflich verloren!
Kurios an dem Ganzen ist, dass die Systemwiederherstellung für Laufwerk D: gar nicht aktiviert war - wie man auf dem oberen Screenshot sehen kann. Das linke Bild zeigt die neue Einstellung mit 5% maximaler Speicherplatzbelegung. Nach dem Übernehmen des neuen Wertes gab Windows den zu viel belegten Platz wieder frei und die Partition hatte wieder über 50% freien Platz. Welches Programm (oder Update) es war, das die Einstellung derart verbogen hat, konnte ich nicht herausfinden. In den verschiedenen Beiträgen zu dem Thema wurden als Verdächtige Antivirenprogramme oder Backup-Programme genannt. Überprüfen konnte ich das nicht.
Weiterführende Links
Homepage von TreeSize: https://www.jam-software.de