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VMware ist eine Firma, die seit langem eine gleichnamige Software vertreibt, die einen virtuellen PC bereitstellt. Auf diesem lässt sich dann - es gibt Versionen für Linux- sowie für Windows-PCs - ein Betriebssystem nach Wahl installieren.

Warum soll man so etwas tun? Hierfür kann es unterschiedliche Gründe geben:
- Testen einer Installation eines (anderen) Betriebsystems.
- Testen der Installation einer (neuen) Software in einer schon existierenden Umgebung.
- Erstellen eines ?absolut sicheren? PCs für Netzwerkumgebungen.
- Erstellen eines virtuellen Netzwerks aus mehreren PCs.
- Einfach mal mehrere Betriebssysteme PARALLEL auf dem Rechner haben ? warum auch immer.
- "Clonen" = mehrfaches zur-Verfügung-Stellen einer installierten Arbeitsumgebung.

Interessant ist das Produkt zur Zeit besonders, weil - nachdem die c't vor einer Weile die "Workstation"-Version 4.5 mit einem 1-Jahres-Account verteilte - seit kurzem die Version VMware-Server frei verteilt wird - zur Zeit noch als Beta, aber das soll sich noch im ersten Halbjahr 06 ändern. Ebenso interessant und für viele Zwecke absolut ausreichend ist der kostenlose VMware-Player, der es erlaubt, vorbereitete virtuelle Maschinen ("Appliances") ab zu spielen.



Der Server sowie der Player basieren auf der aktuellen 5.x-Version der Software, (unter der sich z.B. auch die Windows-Vista-Demo installieren lässt ? allerdings ohne die Grafik-Spezializäten des neuen Desktops, der eine DirectX9-kompatible Grafik voraussetzt: und die bringen die VMware-Tools (s. u.) nicht mit). In diesem Artikel soll nicht zu stark auf die Unterschiede zu den natürlich weiterhin erhältlichen kostenpflichtigen VMware-Versionen eingegangen, sondern eher die Möglichkeiten der kostenfreien Produkte dargestellt werden.

Fangen wir mit dem Server an: das System stellt ein Standard PC-BIOS bereit, welches auf einem Intel-Chipsatz basiert. (Bild 1) Richtet man eine neue virtuelle Maschine ein, kann man die Größe des zu Verfügung stehenden RAMS sowie die der virtuellen Festplatte (in Wirklichkeit eine Datei) festlegen. 256-512 MB RAM sind ratsam, 2GB sollte die "Platte" dann schon haben. (Die physikalische Größe der Datei wächst erst mit ihrem Inhalt, sie ist also nicht gleich der virtuellen!) Die Standardperipherie des PCs wird von der virtuellen Maschine übernommen - speziell also erstmal z.B. ein CD- oder DVD-Laufwerk, von dem dann die Installations-CD des gewünschten Betriebssystems gebootet wird. (Die Frage "Soll die Festplatte nun formatiert werden?" lässt mich jedes Mal genau überlegen, wo ich gerade bin: gemeint ist natürlich die virtuelle Platte.) VMware kennt verschiedene Betriebssysteme schon und unterstützt deren Installation dann besonders gut. Aber auch wenn z.B. die gewünschte Linux-Distribution nicht in der Liste auftaucht, ist eine Installation i. a. erfolgreich. Nach dieser hat man einen PC mit VGA-Auflösung und 16 Farben vor sich. Man sollte schnellstens die VMware-Tools installieren, die unter anderem einen eigenen Grafikadapter bereit stellen, mit dem höhere Auflösungen und mehr Farben möglich sind, die aber auch für eine erweiterte Anbindung der Peripherie, besonders des Netzwerks, dienen. Auch USB- und Audio-Unterstützung werden geboten. Schon hat man damit einen "PC im PC". (Bild 2.)
Das System kann übrigens auch virtuelle Maschinen aus Dateien von Konkurrenzprodukten (wie Microsofts Virtual PC/Virtual Server) oder sogar aus Images (z.B. von Ghost/Symantec LifeState Recovery File) erstellen ? einfach im "Open"-Dialog den entsprechenden Dateityp einstellen (geht sogar im Player!).

Interessant ist die standardmäßige Netzwerkinstallation: es werden mindestens 2 virtuelle Netzwerkkarten bereitgestellt: die eine entspricht der des tatsächlichen PCs, die andere dient zur Kommunikation mit eben diesem(!). So kann der virtuelle Rechner den Webserver des tatsächlichen PCs abrufen, oder dieser sich als Client an einem virtuellen Server anmelden. Über das tatsächliche Netzwerk gehen beide in das Internet - eine Einstellung, die i. a. direkt nach der Installation schon zur Verfügung steht.

Snapshots

Dies ist eines der Interessantesten Features dieser Software: hier kann ein bestimmter Zustand der virtuellen Maschine "eingefroren" werden, und es ist möglich, zu ihm zurück zu kehren. Natürlich kann man dies auch erreichen, indem man einfach mit einer zusätzlichen Kopie der eigentlichen Daten arbeitet, aber die Snapshots sind doch deutlich einfacher (und Platz sparender) zu handhaben. Der Server kennt einen Snapshot, zu dem das System jederzeit zurückkehren kann. Er kann "gelockt", also gegen Überschreiben geschützt werden.
Die Workstation-Version hingegen besitzt einen komfortablen Snapshot-Manager, der verschiedene Snapshots verwalten kann und es erlaubt, das System quasi auf Knopfdruck in einen wählbaren (vorherigen) Zustand zu versetzen. (Bild 3) Auch kann man das System so konfigurieren, dass es beim Herunterfahren automatisch einen neuen Snapshot erstellt, oder zum letzten zurückkehrt oder am besten: es fragt danach, was es diesmal tun soll.

Wozu kann man denn eigentlich den ?Player? benutzen?

Nun, es gibt unterdessen eine große Gemeinde von Firmen und Benutzern, die so genannte "Appliances" ins Netz stellen. Damit ist eine komplett installierte virtuelle Maschine gemeint, die z.B. der Player dann abspielen kann. Zurzeit (Ende Mai) finden sich auf der VMware-Seite ca. 60 Appliances ? viele verschiedene oder zu bestimmten Zwecken konfigurierte Linux-Systeme aber auch Oracle-10g- oder ein DB2-Express-System (nach jeweiliger Registrierung). Ein Download kann dann aber auch schon einmal ein paar GigaByte groß sein. Am beliebtesten ist wohl die einfache "Browser-Appliance", die - auf Linux-Basis- ein abgeschottetes System zur Internet-Nutzung mit Mozilla 1.0.x und 1.5.x bereitstellt. Alle diese Appliances laufen auf allen VMware-Produkten der 5.x-Serie.

Grenzen der kostenlosen Versionen

Exakte Beschreibungen der Unterschiede findet man auf www.vmware.de. Ein sehr wichtiger Unterschied ist, dass sich z. B. mit der Workstation-Version eine existierende Partition auf dem heimischen Rechner, auf er ein bestimmtes Betriebssystem installiert ist, als virtuelle Maschine einbinden, und damit parallel zum gestarteten System nutzen lässt. Wenn es hier komplizierter wird, gibt es von VMware einen P2V-Assistant (Physical-to-virtual), welcher die Windows-Server von NT4 bis 2003 kennt und ihre Umwandlung unterstützt.
Auch für einen anderen Weg, das Erstellen von Appliances für den Player, gibt es bestimmte Tools, die aber eigentlich gar nicht so notwendig sind: ein Texteditor tut es auch, wie man an dem Ausschnitt einer vmx-Datei in Bild 4 sehen kann. Auch hier beginnt die ?freie Szene? schon mit alternativen "VM-Construction-Kits", erleichtert durch die von VMware am 3.4.06 veröffentlichte Spezifikation des "Open Virtual Machine Disk Format" 1).

Fazit

Mal schnell eine bestimmte Linux-Version installieren - ohne Reue, falls es schief gegangen ist; oder: überhaupt mal Lernen, ein Linux-System zu installieren, zu konfigurieren, und darauf Software zu installieren; oder: die neue Software testweise in der bisherigen Arbeitsumgebung versuchen zum Laufen zu bringen; oder: verschiedene Betriebssysteme parallel - übrigens mit der Möglichkeit zum Copy und Paste zwischen den verschiedenen Maschinen - zu betreiben und interagieren zu lassen: das alles erlaubt VMware. Die Entscheidung, eine Version dieser Software frei zu verteilen, ist sicher auf dem Hintergrund der kommenden virtuellen Tendenzen bei den neuen Prozessoren zu sehen (s. Kasten). Trotzdem hat man selten eine so nützliche und interessante Software gesehen. Ein Muss für jeden, der noch Spaß an der Computerei hat! Und: Microsoft hat's auch bemerkt: seit kurzem gibt es auch deren Produkt "Virtual Server 2005 R2" zum kostenlosen Download.


Bild 4:
config.version = "8"
virtualHW.version = "4"
scsi0.present = "TRUE"
scsi0.virtualDev = "lsilogic"
memsize = "192"
scsi0:0.present = "TRUE"
scsi0:0.fileName = "Other Linux 2.6.x kernel-cl1-000001.vmdk"
ide1:0.present = "TRUE"
ide1:0.fileName = "auto detect"
ide1:0.deviceType = "cdrom-raw"
floppy0.fileName = "A:"
ethernet0.present = "TRUE"
usb.present = "FALSE"
sound.present = "FALSE"
sound.virtualDev = "es1371"
displayName = "Fedora Core 4 Minimal"
guestOS = "other26xlinux"
nvram = "other26xlinux.nvram"  


Sowohl AMDs "Pacifia" (Secure Virtual Machine Architecture 2)) wie auch Intels VT (Intel Virtualization Technology 3), auch mal "Vanderpool" genannt) sollen eine Plattform unterstützen, auf der mehrere Betriebsysteme parallel auf der gleichen Hardware laufen. Man verspricht sich davon unter anderem eine drastische Erhöhung der Sicherheit - wenn man nur noch per "Browser-Appliance" im Web surft, kann das dem eigentlichen Arbeitssystem kaum schaden, und die "Gaming"-Partition ist unter Umständen wiederum ganz anders konfiguriert. Durch die Unterstützung solcher Systeme auf Hardware-Ebene wird die Performance deutlich erhöht und die große Gefahr, dass sich "böse" Software sozusagen als "Layer" unterhalb der virtuellen Maschinen einnistet, drastisch gemindert. Dazu sind Prozessoren nötig, die 64 Bit unterstützen, mehrere Kerne haben und Hyperthreading (oder ähnliche Ansätze, die das parallele Bearbeiten mehrerer Vorgänge unterstützen) ermöglichen. In der Linux-Welt gibt es schon eine Softwarelösung, den "virtual-machine-monitor" Xen 4), die ein paralleles Nutzen verschiedener Betriebssysteme erlaubt - und hier 5) findet man eine Anleitung, wie SUSE 10.1 und Windows XP auf einer Zen-Installation laufen.




1) http://www.vmware.com/news/releases/vmdk.html
2) http://www.amd.com/us-en/Corporate/VirtualPressRoom/0,,51_104_543~96162,...
3) http://www.intel.com/technology/computing/vptech/
4) http://www.cl.cam.ac.uk/Research/SRG/netos/xen/
5) http:/ /en.opensuse.org/Xen_Full_Virtualization_Example

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